Es liegt im Trend, ist natürlich und hat Charakter: Thema unseres heutigen Gesprächs im Rahmen der Interviewreihe mit Produktspezialisten von Quadpack ist die Verpackung mit Holz.

Jaume Ordeig ist Produktspezialist für Holz und erklärt uns, wie die Verpackung von Parfümerie- und Kosmetikprodukten mit Holz aufgewertet werden kann.

Quadpack: Was ist Ihre Rolle als Produktspezialist für Holz bei Quadpack?

Jaume Ordeig: Meine Rolle ist es, den Verkaufsteams das notwendige Wissen für die Präsentation dieses Materials beim Kunden zu vermitteln. Da Holz ein relativ neues Verpackungsmaterial ist, besteht ein großer Teil unserer Aufgaben darin, den Markt entsprechend zu informieren.

Außerdem arbeite ich Hand in Hand mit den Produktenwicklern von Technotraf Wood Packaging, die Fertigungsanlage für Holzprodukte der Quadpack Gruppe und der Ort, an dem die ꞌTräume aus Holzꞌ gesponnen werden. Hier ersinnen wir neue Verpackungskonzepte und entwickeln meist maßgeschneiderte Komponenten für Kosmetikmarken.

Q: Bitte erzählen Sie uns noch ein bisschen mehr über Technotraf.

JO: Gerne. Der Firmensitz von Technotraf ist Torelló, eine Region in Katalonien, die auf eine lange Holzhandwerkstradition zurückblickt. Die Firma begann als Drechslereibetrieb und stellte Türgriffe und Gardinenstangen her. Mit der Entwicklung einer Holzkappe für Burberry Touch for Women - die erste ihrer Art in dieser Branche – verlagerte das Unternehmen 2001 seinen Schwerpunkt auf den gehobenen Kosmetikmarkt.

Seither konzentriert Technotraf alle Firmenaktivitäten ausschließlich auf die Verpackung von Kosmetika und zählt einige der renommiertesten Marken der Branche, wie etwa Guerlain, Lalique, Rituals und Shiseido, zu seinen Kunden. Die Übernahme durch die Quadpack Gruppe im März 2013 trug zu einer Vergrößerung der internationalen Präsenz der Holzmanufaktur bei und verhalf Quadpack seinerseits zur ersten firmeneigenen Produktionsanlage und einer einzigartigen Bereicherung des Produktportfolios der Gruppe.

Q: Woher bezieht Technotraf das Holz?

JO: Das durch die Firma verarbeitete Holz stammt im Wesentlichen aus europäischem Waldbestand. Technotraf verwendet ausschließlich Hölzer (Buche, Esche, Pinie, Eiche, Ahorn, Kirsche, Sepeli und andere), deren Überwachungskette nach PEFC zertifiziert ist. Mit der Zertifizierung nach dem weltweit größten Forstzertifizierungssystem stellen wir sicher, dass unser Holz ausschließlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen wird.

Q: Wird Holz dadurch zum umweltfreundlichen Rohstoff?

JO: In unserem Fall unbedingt! Bei richtiger Bewirtschaftung ist Holz der einzige, nahezu unendlich erneuerbare Rohstoff. Zudem werden bei Technotraf alle Abfallprodukte zu 100% zu Spanplatten, Einstreu und Brennmaterial recycelt. Wir möchten dadurch erreichen, dass unsere Produktionsverfahren möglichst umweltschonend bleiben.

Q: Wie lässt sich Holz mit anderen Verpackungsmaterialien vergleichen?

JO: Holz hat sehr viele Eigenschaften, die es zu einem besonderen Material machen. Erstens ist Holz sehr vielseitig. Egal ob moderner, trendiger, klassischer, femininer oder eher maskuliner Markenauftritt, Holz lässt sich je nach Markenbriefing formen, verarbeiten und dekorieren und verleiht dem Produkt einen sinnlichen Charakter und eine angenehme Haptik.

Luxusmarken werden durch Holz aufgewertet und erscheinen seriös und würdevoll. Holz verkörpert das Gegenteil von künstlich oder synthetisch: Es ist ein natürliches, authentisches Material, das Respekt fordert. Zudem ist es, wie ich bereits vorher erwähnt habe, endlos erneuerbar.

Aus praktischer Sicht fallen Werkzeugkosten für Holz im Vergleich zu Aluminium, Kunststoff oder Zamak kaum ins Gewicht. Durch geringe Investitionskosten und schnelle Entwicklungszeiten wird Holz zum idealen Rohstoff für maßgeschneiderte Projekte.

Q: Welche technischen Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden?

JO: Als 'lebendiges' Naturmaterial hat Holz seine Besonderheiten. Jedoch gelang es Technotraf, über die Jahre hinweg ein firmenspezifisches Verarbeitungsverfahren auszureifen, das die Verwendung von Holz für die Verpackung von Luxusprodukten ermöglicht. Wir sind nun in der Lage, unzählig viele Formen exakt nach Größenvorgaben und unter Einhaltung der korrekten Toleranzen maschinell herstellen.

Außerdem muss berücksichtigt werden, dass Holz alleine keine Funktionalität besitzt. Zur Verwendung als Verschlusskappe sind Zwischenelemente notwendig, wie etwa Kunststoffeinsätze, die sich in verschiedene Behälter einpassen lassen; in anderen Fällen verwenden wir Magnete, um die Komponenten zusammenzubauen.

Q: Eignet sich Holz nur für Parfüm?

JO: Nein, auf gar keinen Fall. Wir begannen zwar in der Parfümeriebranche mit Burberry Touch, doch wir konnten während der letzten drei Jahre das Holz auch im Bereich der Hautpflege sehr erfolgreich etablieren. Jetzt, so glauben wir, ist die Zeit reif für Kosmetika. Einige wunderschöne Projekte haben wir bereits realisiert, wie zum Beispiel die Terracotta Puderdosen von Guerlain. Unsere Design- und Entwicklungsabteilung entwickelte vor kurzem verschiedene aufregende Konzepte, die diesen neuen Trend sicherlich weiter vorantreiben.

Q: Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es für Holzkomponenten?

JO: Wir bieten zahlreiche Dekorationstechniken an, wie zum Beispiel Siebdruck, Tampondruck, Wärmetransferdruck und Lasergravur. Außerdem werden wir in Kürze eine ganz neue Dekorationsmöglichkeit anbieten, die wir 'Groove' nennen: Bei dieser Technik werden Reliefmuster in das Holz eingefräst.

Q: Was hält die Zukunft im Bereich Holz bereit?

JO: Die Perspektiven sind sehr spannend! Nachdem wir den Einsatz dieses Materials durch konzertierte Marketingaktionen beworben haben, konnte sich Holz als zusätzliche Verpackungsoption für Kosmetika etablieren.

Auch die zunehmende Nachfrage nach einer nachhaltigen Verpackung treibt den Einsatz von Holz weiter voran. Mittlerweile ist der nachwachsende Rohstoff dabei, den Markt im Sturm zu erobern. Dieses Phänomen betrifft nicht nur die Verpackungsindustrie: Ein Blick in andere Branchen wie Architektur, Raumgestaltung oder Mode verrät, dass Holz überall angesagt ist. Unser Ziel dabei ist es, dass Holz stets zu den Materialien zählt, die für die Entwicklung einer neuen Verpackung in Frage kommen.